Lyrik

Ist Leben später?        

            

Zwischen Himmel und Erde schwang ich an seidenen Ästen – suchte nach Leben. In welchen Weiten war es verborgen? Mein Sein beschreibt die unaufhörliche Suche nach Leben. Dort wo der Wind die Blätter zärtlich wiegt und der Atem den Tod besiegt. Suche in meinen verborgenen Schächten der Seele, nichts deutet auf Leben.
Gestern schien anders. Doch es war gestorben. Einst glaubte ich wo Tod da ist auch Leben. Wie töricht ich doch war. Ein ausgehöhlter toter Stein, beschreibt mein Sein. Kein Blatt neigt sich dem Himmel, nur dunkles Gestein. Tiefe Krater wie geätzt, schlängeln sich durch dunkle Täler. Ich fühle nichts, bin gestorben. Ist Leben später?
Was gestern sich als Glück getarnt war aus des Teufels Schmiede. Leuchtend ergoss es sich und ich glaubte fast an Leben. Behutsam trank ich aus dem Sternenkelch. Beschwipst vom Duft der  Himmelsfarben glaubte ich im Übermut an Leben. Im Rausch der ungezähmten Hoffnung, wie töricht von mir. Es wuchsen mir goldene Flügel. Noch saß ich staunend auf des Mutters Erde. Rotglänzende Seide legte sich über mich. Ich sah dich an, warst du aus Gottes Hand geboren. Mit Rosenranken hast  du mich umsäumt. Die Dornen bedrohten mein Schwarz. Dein Rot wärmt ungeahnt, bin fast erschrocken, über so viel Licht. Meine Kerze war doch längst erloschen, vergessen, begraben, nicht einmal geboren. Doch ich spürte es. Es hellte sich in mir, bin erneut erschrocken. Es war so fremd in mir, auf einmal fing ich an zu weinen. Tränen, salzig färbten mein Sein. War das Glück in mir geboren? Tränen sammelten sich zu goldenen Meeren. Trank davon und fühlte wieder ein Stück Leben. Fühlte Blühen in meinem Himmelreich. Wer mag das sein der das vermag? Ein Retter, Engel oder gar Erlöser? Ahnungslos vertraute ich meinem Zauberer. Breitete meinen goldenen Flügel weit. Nur ein einziger Flügelschlag und ich war im Himmelreich. Nie war ich den Sternen so nah. Sah das Tor zum Leben. Die Zeit schien still zu stehen, hieß es jetzt endlich leben. Deine Augen wiesen mir den Weg - zum goldenen Tor. Dein Blick versprach Erlösung. Sah hinab bis tief in meine Schluchten und fürchtete die vielen Gräber. Doch das vergossene Blut tat nun nicht mehr weh, noch brannten meine Füße. Jetzt war ich endlich angekommen, bei den Sternen. Ich pflückte dein letztes Lächeln vom purpurroten Munde. Die goldene Stunde. War das das Tor zum Leben. Es schwindelte mir. Vermag die Liebe jenes Blut zu trocknen das einst Krater schlug? Wagte keinen Atemzug.
Ich vernahm warnende Stimmen, die von meinen Gräbern riefen. „Willst du dein letztes Blut vergießen?“ Doch meine Flügel brachten sie zum Schweigen. Warum sollte ich auf sie hören, sie waren doch längst gestorben. Die Zeit war reif. Strahlte Glück und Hoffnung auf endlich Leben. So nah dran. Der Mond warf Lichter auf mein Herz, wie konnte ich da noch zweifeln. Meine Hand ruhte am Griff zum Leben und öffnete das Himmelstor, konnte endlich vergeben.
Plötzlich dunkle Schreie in der Nacht, im tiefen Schwarz verloren. Dämonen überall, ein tiefer Fall ins Nichts. Der Teufel hat sein Werk erneut vollbracht. Sein Lachen hallt durch jede Pore. Wie dumm und töricht ich doch war, an Liebe nur zu glauben. Die Hoffnung war zu groß. Erneut ein Grab? Nein diesmal nicht. Die Hoffnung hab ich nun verloren. Kein Speer wird mich mehr treffen, denn die letzte Hoffnung erlischt im Schatten  des Teufels. Der Tag wird niemals mehr wach, das letzte Lied verstummt - werd nie mehr hoffen.                                                         
Für immer tot, noch vor dem Leben. Der Triumph des Teufels. Er hat aus mir gemacht, einen ausgehöhlten toten Stein, der beschreibt mein Sein. Doch nun kann ich endlich leben, denn ohne Hoffnung stirbt der Schmerz.    

Wolkentanz

 

Weiße Hoheit, tief im Glanz,
schwebst vornehm schier in Eleganz,
hebst die Spitzen,
spinnst sie hoffnungsvoll zu zarten Litzen.
Lüfte tragen Schleier,
auch der schwarzbefleckte Geier,
kleidet sich in helle Nebel,
hisst die schimmernd weißen Segel.
Blaue Spinnenseile,
verrennen sich in Eile,
auch das Ruder,
schminkt sich Weiß in Rosenpuder.
Selbst der unglückliche Nauke,
trinkt schwindelnd Götterglaube.
Laue Düfte schweben durch das Himmelreich,
zerspringen seidenweich,
fallen in versponnene Hüllen,
die sich zart zu Blütenkelchen füllen.
Der Wolkentanz,
schwebt schier in Eleganz,
bittet tanzend um sein Aufgebot,
spiegelt stolz erhobenes Abendrot.
Die Lichter der Freiheit,
strahlen Sternspitzen weit,
in den gefächerten, unendlichen Raum,
behutsam gebettet in Hoffnung und Traum.

Mitten im Dezember

 

Ganz behutsam und leise, zieht die Erinnerung summende Kreise. Es friert mich, die Kälte summiert sich. Zentriert in farblosem Weiß, gibt keine schillernde Farbe preis. Auch der Zeisig, der einst fleißig, den Regenbogen besang, verstummt, vermummt, atmet Erinnerung.
Doch was flattert so lieblich durch die Lüfte, welch köstliche Himmelsgelüste. Es berührt mich ein zufälliger Flügelschlag, an einem Dezembertag. Augenblicklich betörender Duft
von Maiglöckchen, Engelsröckchen, tanzen im Licht. Am Lichtsaum, ein zärtlicher Sommernachtstraum!
Mitten im Dezember - Rot schmückt weiße Gewänder. Der Sommer macht mir sein Aufgebot, schenkt dem Winter ein umwerfendes Abendrot. Es umschlingt, umringt das ruhende Weiß. Bin wie benommen, besonnen bereise den mutigen Traum, den flammenden Raum.
Doch der Zeiger verrennt sich, erkennt sich in einer fast vergessenen Welt. Ein Stück zurück, ins verlorene Glück. Besuche mein Seelenhaus, welches so vertraut, einst solide gebaut, für die Ewigkeit. Auf sicherem Grund, die Formen geschmeidig rund. Von außen strahlende Schönheit weit, innen klirrende Einsamkeit. Der Schein beschreibt kein Sein - es ist nur der flammende Strahl, der die Dunkelheit stahl. Vor meinen Augen, die Farben verstauben, die Formen zerfließen, zu stählernen Wiesen.  Suche den letzten blühenden Duft, in der Himmelsluft. Hoffnung gemeißelt in Grau, doch träumte einst in Himmelblau. Doch alles kahl, bin umgeben von eisigem Stahl. Farblos, endlos, reglos umschlingt es allein, mein Sein. Er umhüllt den Traum, im endlosen Hoffnungsraum.  
Ich verlasse die Reise, ganz leise. Der Zeisig trägt Reisig in sein Nest. Er fliegt fort, an jenen Ort, der Hoffnung malt. Er belügt sich, er betrügt sich - vergibt dem Leben, dem endlosen Streben nach  überleben.
Es friert mich, die Kälte summiert sich. Zentriert im farblosen Weiß, gibt keine schillernde Farbe mehr preis. Doch es ist in mir, als höre ich  Vogelgesänge, liebliche Himmelsklänge. Mitten im Dezember - das Sommerrot macht mir sein Aufgebot. Das erste, zarte Winterglühen, schenkt mir die Hoffnung auf ein duftendes Blühen.   

Vielleicht ein Lied ...

Sonntag Punkt 3

 

Ich denke noch oft an unsere Begegnungen im Café,
ich trank immer eine Tasse Café Ole.
Sie hieß Madame Sofie,
hatte viel Empathie,
ihr vornehmer Akzent,
wirkte irgendwie intelligent.
Sie war sehr mondän,
das war nicht zu übersehen.  
So anmutig und charmant,
mit Göttin Thalia verwandt.
Wie ein Stern der vom Himmel fällt,
betrat sie meine Welt.
Sie lernte mir das sehen,
die Zwischentöne zu verstehen.
Auch wenn Oberflächen lächelnd blenden,
kann die Seele fast verenden.
An jedem Sonntag bei einer Tasse Café Ole,
denke ich an unsere Begegnungen im Café.

 

Jeden Sonntag, um Punkt 3,
wie in Renoirs Malerei,
stolziert eine Dame elegant,
ganz charmant, ins feinste
Café in der Stadt.
Sie trägt einen umwerfenden Hut,
so rot wie ihr lebenslustiges  Blut.
Ihren Absatz setzt sie elegant und keck,
aufs große Parkett.
ihr sündiges Parfüm nebelt den Raum,
sie wirkt wie ein unvergessener Traum.
Sie bestellt den teuersten Champagner des
Café‘s,
ich trinke an meinem
Café Ole.
Nie sieht man sie ohne ihren Hut,
versteckt sie dort ihr vergossenes Blut?

 

„Sie gestatten“, fragt sie mich galant,
reicht mir ihre zarte Hand.
Sie gleitet neben mich aufs Leder,
wie eine schwebende Feder.
Mein Blick kann nicht von ihr weichen,
kann mein Herz tief erreichen.  
Sie erzählt von Pierre und Louis,
ihre Kinder wohnen in Paris.
Der eine Sohn Jurist,
der Andere Polizist.
Sie hat schon die ganze Welt gesehen,
war in Moskau und in den Pyrenäen.
Ihr Blick träumt weit,
taucht in eine nie vergessene Zeit.
Als träge sie ihre Seele im Gesicht,
erhellt sie den Raum mit ihrem Licht.
Ein Jeder denkt: „Madame Sofie“ der Name,
steht für eine glückliche Dame.

 

„Sie gestatten“ , spricht sie mich höflich an,
 so wie jeden Sonntag unser Gespräch begann.
Sie trägt immer diesen roten Hut,
er steht ihr unglaublich gut.
Sie ist perfekt, so ohne Ecken,
sie muss doch irgendetwas unter diesem Hut verstecken.
Sie summt hingebungsvoll eine Melodie,
wie eine Engelssinfonie.
Bei ersten Ton,
träumen ihre Augen schon.
Sie schwärmt von Mozart und Rossini,
Schumann und Puccini.
Sie träumt von alten Zeiten,
vom Gefühl übers Parkett zu gleiten.
Es erinnert an den Tanz im Moulin de la Galette,
so lebensfroh und unwiderstehlich kokett.
Jedes ihrer Worte beginnt zu leben,
höre ihren Pulsschlag aufregend beben.
Jeder denkt: „Madame Sofie“ der Name,
steht für eine glückliche Dame.

 

Jeden Sonntag, um Punkt 3,
wie in Renoirs Malerei,
stolziert eine Dame elegant,
ganz charmant, ins feinste
Café in der Stadt.
Sie trägt einen umwerfenden Hut,
so rot wie ihr lebenslustiges  Blut.
Ihren Absatz setzt sie elegant und keck,
aufs große Parkett.
ihr sündiges Parfüm nebelt den Raum,
sie wirkt wie ein unvergessener Traum.
Sie bestellt den teuersten Champagner des
Café‘s,
ich trinke an meinem
Café  Ole.
Nie sieht man sie ohne ihren Hut,
versteckt sie dort  ihr vergossenes Blut?


„Sie gestatten“, spricht sie mich wieder höflich an,
so wie jeden Sonntag unser Gespräch begann.
Ihr Hut wirft heute Schatten auf ihren Teint,
mir ist, als hätte sie geweint.
Aber nein, irgendwann,
lächelt sie mich ungetrübt an.
Sie erzählt von ihrem paradiesischen Garten,
von Lavendel, Zypressen und seltenen Vogelarten.
Sie schwärmt von einem farbenfrohen Blumenmeer,
rote Rosen aber mag sie besonders sehr.
Augenblicklich liegt in der Luft,
ein himmlischer Blumenduft.
Mit ihren Händen zeichnet sie filigran,
eine singende Nachtigall zahm.
Sie zieht ein Jeden in ihren Bann,
sogar der Spieler hält den Automaten an.
Jeder denkt: „Madame Sofie“ der Name,
steht für eine glückliche Dame.


Es ist wieder Sonntag Punkt 3,
ich warte auf Madame, aus Renoirs Malerei.
Doch sie kommt nie mehr,
das
Café ist nun seelenleer.
Sie wurde zu Grabe getragen,
wo ihre Hoffnungen schon lange lagen.
Das Leben ist ihr nicht gelungen,
sie hat nur noch ihre Erinnerungen besungen.
Gestorben ihre Kinder, Blumen und Bäume,
es lebten nur noch ihre Träume.
Sie war einsam, hatte nur ihren roten Hut,
mit ihm das ganze vergossene Blut.
Auf ihrem Grabstein steht geschrieben,
nur die Erinnerungen waren geblieben.
Gestorben und geboren sonntags um 3,
ihr Lachen war nur ein einsamer Schrei.
Still lege ich rote Rosen auf ihr Grab,
weil Madame Sofie sie so gerne mag.